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Körpertherapie

„When you are a body, then you are somebody.
If you don’t have the feeling of yourself as a body,
you will easily feel like nobody”.
    (Lore Perls) 

Die (psychotherapeutische) Körpertherapie greift die Grundüberzeugung auf, dass die menschliche Identität und der menschliche Körper geprägt ist durch ein Zusammenwirken von Genen und Lebenserfahrungen und dass nach der ganzheitlichen Betrachtung des Menschen Körper, Seele und Geist untrennbar miteinander verbunden sind und jedes Element die anderen beeinflusst. Wir können also über die Psyche den Körper beeinflussen und vice versa über den Körper die Psyche. Den Versuch, in die Vielfalt der menschlichen Körpererscheinungen eine Systematik zu bringen, haben Menschen schon viele Generationen vor uns unternommen, hier eine kurze..

...geschichtliche Entwicklung  

Charaktertypen - Körpertypen
Es gibt viele Ansätze, die die Charaktertypen zu erklären versuchen, einer der ältesten stammt noch aus der Zeit vor Christi von Hippocrates, der die sogenannte „Säftelehre“ mit seinen 4 Grundtypen schuf. Der Typ wurde demnach durch ein Übermaß eines bestimmten Körpersaftes vorgegeben:

1)  Sanguiniker (Dominierender Einfluss des Blutes (Sangus = Blut) heiter, froh, oberflächlich, "Leichtblütig"),
2)  Choleriker (Übergewicht der gelben Galle, heftig, aufbrausend, "Heißblütig"),
3)  Melancholiker (Schwarze Galle vorherrschend, depressiv, "Schwerblütig"), und
4)  Phlegmatiker (Übergewicht des Schleimes, träg, ruhig, beständig, verlässlich, "Kaltblütig")

Ein jüngerer Ansatz aus dem letzten Jahrhundert stellt die Körperbaulehre nach Kretschmer dar, nach der der Körperbau den Charakter bestimmt. Die Einteilung erfolgt in:

1) Leptosomer asthenischer Typ (lang und schmal, magerer aufgeschossener Mensch, schmale Schultern, dünne Muskeln, scharfes Gesicht, langer, schmaler  und flacher Brustkorb),
2) Athletischer Typ (kräftig, breite ausladende Schultern, derber hoher Kopf, kräftige Nase, stattlicher Brustkorb, straffer Bauch, Rumpfform verjüngt sich nach unten, plastisch hervortretendes Muskelrelief, grober Knochenbau),
3) Pyknischer Typ (mittelrgoße, gedrungene Figur, rundlich, weiches und breites Gesicht, auf kurzem Hals zwischen den Schultern sitzend, stattlicher Fettbauch, tiefer, gewölbter Brustkorb), und
4) Dysplastischer Typ (endokrin dysharmonisch, Zwergwuchs, Hochwüchsige, Fettwuchs aufgrund von Drüsenstörung). 

Der noch jüngere und hier behandelte Ansatz stellt die Körperbilder nach dem Neofreudianer Wilhelm Reich dar, der die sogenannten Charakterpanzer formulierte, die von Alexander Lowen (Bioenergetik) und später von Ron Kurtz (Hakomi) ausgeformt worden sind. Wilhelm Reich war einer der Lehranalytiker von Fritz Perls, der seinerseits durch die Theaterschule von Max Reinhard aus Berlin schon sehr körperorientiert war. Auch Lore Perls hatte einen stark körperorientierten Ansatz, stark beeinflusst durch Charlotte Silver (Sensory Awareness) und Elsa Gindler. Das Konzept der Muskelspannung (die dann auch den Körper- bzw. Knochenbau formt) hatte Frederick Perls bei Wilhelm Reich in Berlin kennengelernt, bei dem er auch in Lehranalyse ging. Reich entwickelte damals aus der Psychoanalyse heraus eine Psychotherapie mit dem Körper. Insbesondere Laura Perls setzte sich später innerhalb der Gestalttherapie dafür ein, auf den Körper zu schauen. Von ihr stammt der Satz „When you are a body, then you are somebody”. Wenn du ein Körper bist, dann bist du jemand. If you don’t have the feeling of yourself as a body, you will easily feel like nobody”. Wenn du dich selbst nicht als Körper fühlst, fühlst du dich bald wie ein niemand. In der Therapiestunde hat Perls mit den Menschen hauptsächlich gesprochen. Das wichtigste war ihr, die Verbindung, den Kontakt zu einem Patienten herzustellen, damit er in Kontakt zu sich kommt. Einer der zentralen Lehrsätze und Arbeitsprinzipien wurde deshalb, dass jede "bedeutungsvolle Gestalt" aus dem Körper kommt, dass Grundüberzeugungen als ‚Grundfarbe oder -struktur’ auch im Körper sichtbar sind. Sie entstehen, wenn sich etwas chronisch wiederholt, z.B. im Beziehungsgefüge. Dies hinterlässt Spuren im Leben, die nicht ererbt, sondern erlernt sind. Für die Gestalttherapie ist deshalb nur ein kleiner Teil der Charakterlehre von Bedeutung, da davon ausgegangen wird, dass es ‚Charakter’ nicht wirklich gibt, sondern dass es sich um Strömungen handelt, die (schwer) veränderbar sind. 

Wenn Sie etwas über Ihren Charaktertyp und die damit verbundenen Lebensthemen wissen möchten, empfehlen wir Ihnen den Körpertypentest im unten angeführten lesenswerten Buch von Roland Bäuerle. Beachten Sie dabei aber, dass sich die Modelle nie in Reinform übertragen lassen. Die Gefahr der Einteilung in ‚Schubladen’ sollte vermieden werden. Die meisten Menschen tragen Anteile verschiedener Typen in sich. Wenn Sie mehr zu den einzelnen Typen wissen möchten, dann klicken Sie auf die Körpertypen. Wenn Sie sich dafür interessieren, wie Sie Ihren Körpertyp mental unterstützen können, klicken Sie auf die Mentalprogramme.


Literatur:

Roland Bäurle: ‚Körpertypen – Vom Typentrauma zum Traumtypen’. Simon-Leutner Verlag.

Ron Kurtz: Körperzentrierte Psychotherapie – Die Hakomi Methode-Synthese-Verlag.

Wilhelm Reich: Charakterpanzer. Kiepenheuer & Witsch.