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EMDR-Traumatherapie
 
 

Traumatherapie

Eine große Liebe endet, ein nahe stehender Mensch stirbt plötzlich, ein tragisches Unglück oder ein Unfall geschieht, der Arbeitsplatz wird gekündigt,  ein Mensch wird Opfer einer Gewalttat: ein Banküberfall, eine Geiselnahme oder ein sexueller Missbrauch.

Ereignisse wie diese entreißen einem Menschen den Boden unter den Füßen. Plötzlich, aus heiterem Himmel, ist nichts mehr so, wie es vorher war. Angst und Verzweifelung entstehen, manche Menschen können solche belastende Situationen kaum alleine bewältigen. Traumatische Erfahrungen, z.B. als Folge von Gewalt-, Kriminalitäts- oder Unfallhandlungen liegen weit außerhalb der sonst üblichen Alltagserfahrung eines Menschen. Das Bild der „gerechten Welt“ gerät ins Wanken.

„Ich dachte, ich wär im falschen Film!“ diesen Satz hat wohl jeder von uns schon mal gedacht oder gesagt. Der Mensch ist geschockt, überwältigt von einem Ereignis und gerät aus dem Gleichgewicht in eine Labilität, also in eine Krise. Oftmals haben die beschriebenen Erfahrungen mit Gewalterlebnissen zu tun, kombiniert mit Hilflosigkeit, Bedrohung, Kontrollverlust, grundlegender Verlust von Sicherheit und Verlust von leitenden Werten.

Was ist ein psychisches Trauma (= griech. Wunde) ?
· Ein Trauma ist keine Krankheit, sondern eine Störung
· Ein Trauma ist eine radikale Verletzung der seelischen, körperlichen und sozialen Unversehrtheit
· Ein Trauma bringt die Gegenwart aus dem Gleichgewicht
· Ein Trauma ist keine lebenslängliche Strafe (...kann sie aber werden)

Die meisten seelischen Wunden heilen von alleine, der Mensch verfügt über natürliche Selbstheilungskräfte, die ihm helfen, ein „selbstständig-vollständiges“ Leben zu führen. Andere, vor allem oben genannte Ereignisse, hinterlassen Wunden in der Seele eines Menschen, die eine spezielle Behandlung benötigen. Gedächtnisinhalte, die durch traumatische Ereignisse erfolgen, werden im Gehirn anders abgespeichert und entziehen sich der normalen Verarbeitung des Menschen, die z.B. im nächtllichen Traum oder im Gespräch mit nahen Freunden /mit dem Partner geschieht. Dies ist der Grund, weshalb kriegstraumatisierte Menschen (z.B. Vietnamveteranen oder ältere Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges noch Jahrzehnte nach den ursprünglichen Erfahrungen Intrusionen und Flashbacks (also selbstständig auftauchende visuelle Gedächtnisinhalte) der Urerfahrung erleben – die Verarbeitung gelingt nicht. Traumatische Gedächtnisinhalte kann man vergleichen mit Partikeln, die in einem einst flüssigen Wachsblock eingeschmolzen wurden, der abkühlte und erstarrte, die Partikel sind dann in dem Wachsblock gebunden. Traumatherapie (v.a. EMDR, s.u.) bringt den Wachsblock wieder zum Schmelzen, und die eingeschlossenen Partikel können wieder bearbeitet werden. Traumatherapie setzt dabei immer an der akuten Stabilisierung und dann an der Bewältigung der gemachten Erfahrung an. Ein besonders effektives Verfahren, dass vor ca. 15 Jahren in den USA (Dr. Francine Shapiro) entwickelt wurde, ist die...

EMDR–Methode:     

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist keine neue Therapierichtung, sondern ein schulenergänzendes Zusatzverfahren. Die Verarbeitung belastender Gedächtnisinhalte und starrer Überzeugungen im Selbstkonzept geschieht durch therapeutisch angeleitete Konzentration auf die innere Wahrnehmung bei gleichzeitiger äußerer Stimulation. Die Behandlungsmethode EMDR gehört nach Jahren kritischer Forschung heute zum internationalen Behandlungsstandard. Es handelt sich um eine visuell-konfrontative, entspannende und stark unterstützende Methode. Bilateral wechselnde Sinnesreize (induzierte Augenbewegungen, Antippen der Hände, Schnippen mit den Fingern)  bringen die Verarbeitung und Integration traumatischer Erfahrungen neu in Gang und führen sie zu Ende, d.h. sie helfen, die im Wachsblock des Traumas gespeicherten Gedächtnisinhalte wieder der Verarbeitung zugänglich zu machen. EMDR erfolgt nach einem strukturierten und zielorientierten Prozess und setzt oftmals in Bruchteilen von Sekunden Gefühle und Erinnerungen frei, die durch das traumatische Ereignis hervorgerufen wurden und führt zu Akzeptanz von  Zusammenhängen, emotionalen Befreiungen und zunehmenden inneren Einsichten, die letztlich den Heilungsprozess unterstützen.

Literatur:

Lüdke, C. & Clemens, K. (2004): Kein Trauma muss für immer sein. EHP, Köln.

Schubbe, O. (2006). Traumatherapie mit EMDR. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen.

Shapiro, F. (2001). EMDR - Grundlagen und Praxis. Handbuch zur Behandlung  traumatisierter Menschen. 2. Aufl., Junfermann Verlag, Paderborn.